Das erste Mal ist mir das Thema Adultismus bei einem Elternabend im Kindergarten begegnet und es hat mich weiterhin sehr beschäftigt. Es ging darum, die Eltern für das Thema zu sensibilisieren und es entstanden nach der Präsentation rege Gespräche, wie oft es Eltern eigentlich unbewusst passiert, in den Adultismus zu fallen. Aber was ist das eigentlich?

Adultismus bedeutet die Diskriminierung oder Benachteiligung von Kindern, weil sie noch jung sind und weniger Macht haben.

Das bedeutet im Alltag zum Beispiel, wenn wir die Meinungen unserer Kinder ignorieren, ihre Gefühle abwerten oder Entscheidungen für sie treffen, ohne sie einzubeziehen. Es ist, als würden wir ihnen automatisch weniger Bedeutung beimessen, nur weil sie noch Kinder sind. Ein tolles Zitat von Astrid Lindgren verdeutlicht die Bedeutung:

Es ist nicht leicht, Kind zu sein. Es ist schwer, ungeheuer schwer. Was bedeutet es, Kind zu sein? Es bedeutet, dass man ins Bett gehen muss, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne putzen muss, wenn es den Großen passt, nicht, wenn man es möchte. Es bedeutet ferner, dass man, ohne zu klagen, die ganz persönlichen Ansichten eines x-beliebigen Erwachsenen über sein Aussehen, seinen Gesundheitszustand, seine Kleidungsstücke und Zukunftsaussichten anhören muss. Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man anfinge, die Großen in dieser Art zu behandeln.“ (Astrid Lindgren)

Adultismus ist im Prinzip das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern. Natürlich wollen wir unsere Kinder schützen und müssen oft aufgrund ihres Alters auch Entscheidungen für sie treffen. Allerdings ist es wichtig, sich dieser Macht immer bewusst zu sein, keine Strafen, sondern eher die Konsequenzen aufzuzeigen und die Kinder beim Aufstellen von Regeln auch mit einbeziehen. 

Wie gelingt uns das im Alltag? 

Jedem platzt einmal der Kragen. Wir sind alle nur Menschen und wir lernen mit unseren Kindern Tag für Tag aufs Neue. Aber ist es uns bewusst, wie schwer es eigentlich einem Kleinkind fällt, nicht alle Waren im Supermarkt auf das Band legen zu können? Eine „Erwachsenen-Toilette“ zu benutzen? Alles möchten Sie lernen und wir erwischen uns oft dabei das wir schnell etwas erledigen möchten, sprich keine Geduld haben oder nicht immer 30min am Auto stehen bleiben können, weil das Kind unbedingt alles alleine machen möchte. Es ist für viele Eltern nicht einfach im Alltag ihre Kinder immer gleichwertig zu behandeln. 

Gut, ganz klar ist es kein Adultismus, wenn ich mein Kind aufhalte, über die Straße zu rennen, wenn ein Auto kommt. Mein Sohn hatte die Phase bestimmt 2 Wochen, dass er immer über die Straße rennen wollte. Das ist ganz klar eine Kindheitsgefährdung und man muss natürlich eingreifen.

Eine Mutter hatte erzählt, dass das Zähneputzen bei ihrer Tochter nicht möglich war. Sie wollte einfach keine Zähne putzen, bis sie ihr ein Foto von kaputten Zähnen gezeigt hat. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, das Problem zu lösen und nicht dem Kind zu drohen oder laut zu werden. Sie hat ihr die Konsequenz aufgezeigt.

Wenn-Dann-Sätze

Wir kennen alle die Wenn-Dann-Sätze: „Wenn du die Jacke nicht anziehst, dann bleibst du zu Hause!“…..
Ja, wir wissen das man diese Sätze nicht formulieren soll, allerdings ist es auch manchmal wirklich sehr schwer im Alltag dies zu umgehen, vor allem wenn es drei Grad draußen sind und dein Kind schon 30 min mit dir am Kleiderschrank diskutiert hat, das es unbedingt das T-Shirt anziehen möchte…wer braucht da denn noch eine Jacke im Winter? 😉
Hier könnte die Lösung sein, dem Kind wirklich aktiv zu zeigen, wie kalt es gerade draußen ist und man sich sorgt das es krank wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Thema „Jacke nicht anziehen“ noch interessant ist schwindet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.

Wenn Kinder das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden, kann das ihr Selbstvertrauen beeinträchtigen und ihre Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, einschränken. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass ihre Meinungen und Gefühle wertvoll sind – auch wenn sie noch jung sind.

Indem wir uns bewusst machen, wie Adultismus im Alltag wirkt, können wir aktiv dazu beitragen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Kinder sich wertgeschätzt und ernst genommen fühlen. Das stärkt nicht nur ihre Entwicklung, sondern auch das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern.

Gemeinsam können wir eine positive Veränderung bewirken – für unsere Kinder und für eine gerechtere Zukunft.

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